Kuriositäten aus früherer Zeit

….., nicht alles ist „kurios“, aber aus heutiger Sicht zumindest bemerkenswert, absurd, oder einfach nur „komisch“, manchmal hat etwas auch einen gewissen Seltenheitswert.

Aus dem Jahr 1894 sei hier eine Werbung für eine Creme vom 25.12. nur deshalb erwähnt, weil als Lieferant hier Max Jenne als Großhändler (Engros…) genannt wird. Jenne war ab 1970 mein Ausbildungsbetrieb für Groß- und Außenhandelskaufmann.


Gestorben wurde ja schon immer, bspw. auch im Februar 1895. Hier die Todesursachen-Statistik für Lübeck

„Angeborene Lebensschwäche“, was sich dahinter wohl verbirgt? 15 Todesfälle bei Lungenleiden, zu kalt in den Häusern und Wohnungen oder wurde zu viel geraucht?

Aus gleicher Ausgabe stammt diese Anzeige zur Bekämpfung von Ungeziefer :

Das alles gab es in einem „Drogengeschäft„! Wie sich Bedeutungen doch im Lauf der Zeit verändern!


Ändern wird sich vermutlich nie etwas daran, dass einzelne Personen versuchen, bei Prüfungen durch Schummeln einen Vorteil zu erlangen. Nicht anders kann man diese Nachricht („dispensirt“) vom 13.03.1895 aus dem Fürstenthum Lübeck interpretieren.


1899 warb man bei den Lübeckischen Anzeigen in der Neujahrsausgabe auf einer Seite für „alles“, ob Versicherung, Glückslose, Champagner, Kohle, Kaffee oder eben auch für so was:


Aus der Ausgabe vom 03.01.1899 fand ich diese interessante Stellenanzeige des Allgemeinen Krankenhauses:

Ausbildung oder Studium benötigte man seinerzeit für einen Beruf im Gesundheitswesen offensichtlich nicht unbedingt.


Kopfschmerz, den hätte heutzutage sicher ein Datenschutzbeauftragter mit der Veröffentlichung der nachfolgenden Daten aus den Lübeckischen Anzeigen vom 25.02.1904:

Etwas schwer zu erkennen war eine weitere Nachricht aus der Rubrik „Kunst und Wissenschaft“ vom gleichen Tage, deshalb in Klartext hier:

Fortschritte in der Funkentelegraphie: Dem Luftschifferbataillon ist es jetzt gelungen, durchaus brauchbare Funkentelegraphiestationen zu konstruieren, die mit Schreibapparaten bis auf 50 km, mit Hörapparaten bis auf 100 km Nachrichten übermitteln können. 

Nur eine Ausgabe später stieß ich auf diese Werbeanzeige (dazu muss man wissen, dass seit kurzer Zeit ein Krieg zwischen den beiden Ländern ausgebrochen war):


Eine Gegendarstellung, veröffentlicht am 20.04.1904. Darin wird kundgetan, dass die Bevölkerung keine Angst haben muss, am nächsten Tag kein Brot mehr kaufen zu können.


Cognac zum Selbermachen, fast alles ließ sich mit Mellinghoff’s Essenzen günstig herstellen, so warb man im Januar 1905. Die Essenz war u.a. bei Max Jenne zu beziehen.
Max Jenne ein Pharmagroßhändler (auch heute noch), bei dem ich meine Ausbildung 1970 als Groß- und Außenhandelskaufmann begann.

Wie wichtig die Gesundheit des Adels zu sein schien, bezeugt die Nachricht vom 03.02.1905 aus der Rubrik „Neueste Nachrichten und letzte Telegramme“ über den Zustand vom preußischen Prinzen (2. Sohn von Kaiser Wilhelm II.) und Generalmajor:


Keine Hundert Jahre dauerte es, bis Musik gestreamt wurde, von überall auf der Welt kann ein Musikliebhaber über das Internet auf Millionen Titel zugreifen und sie (oft gegen Gebühr) auf dem Smartphone abspielen. Wie anachronistisch wirkt dagegen diese Anzeige vom 15.05.1913:

Dräger, das Lübecker Weltunternehmen, in der Medizintechnik zu Hause, seine Wurzeln fußen auf einer Erfindung zur regulierten Kohlensäureabgabe, ein Ventil, das es ermöglichte, kontrolliert Kohlensäure aus einer Hochdruckstahlflasche zu entnehmen. Johann….

……bastelte mit seinem Sohn Bernhard, bis er zum 31.03.1889 das Patent 52238 für diese Erfindung erhielt. Danach entwickelte man Atemschutzgeräte, die zunächst vor allem in Bergwerken eingesetzt wurden. Vom 16.05.1913 liegt ein Eintrag für einen Atmungsapparat vor. Möglich, dass es sich um eine Ergänzung oder Verlängerung handelte.


Ein – hier nachgeschriebener – Aufruf in den Lübeckischen Anzeigen vom 22.04.1917, also in einem der Kriegsjahre des 1. Weltkrieges:

Die Flieger-Liebesgaben-Zentrale richtete an den Verwaltungsausschuß für den Lübecker Flugstützpunkt sowie an die Nordwestgruppe des deutschen Luftfahrer-Verbandes und an den Lübecker Verein für Luftfahrt nachfolgendes Schreiben: 
„Die der Liebesgaben-Zentrale für die Fliegergruppen anläßlich des letzten
Weihnachtsfestes in so reichem Maße zur Verfügung gestellten Liebesgaben sind rechtzeitig zweckentsprechend verteilt und von den Truppen an den verschiedenen Fronten mit dankbarer Freude entgegengenommen worden.
Die rege und erfolgreiche Tätigkeit unserer tapferen Flieger in den verflossenen Monaten hat zur Genüge die Dankbarkeit derselben bewiesen und Großes wird noch geleistet werden müssen, bis der endgültige Sieg errungen ist.
Da gilt es denn auch weiterhin der mutigen Kämpfer in der Luft zu gedenken und ihren schweren und gefahrvollen Dienst durch erneute Zuwendung von Liebesgaben erleichtern zu helfen.
Wir wenden uns daher wieder an den hochgeschätzten Verwaltungsausschuß für den Lübecker Flugstützpunkt und an die Nordwestgruppe des Deutschen Luftfahrer-Verbandes sowie an den Lübecker Verein für Luftfahrt mit der freundlichen Bitte um baldmögliche Zuwendung von Liebesgabenspenden, welche in gewohnter Weise der Fliegerabteilungen aller Fronten demnächst zugeführt werden sollen.“
In Erkenntnis der Notwendigkeit, den im Felde befindlichen Fliegern und Luftschiffbesatzungen die erbetene Unterstützung angedeihen zu lassen, wendet sich der unterzeichnete Verwaltungsausschuß an Lübecks Bevölkerung und bittet um Stiftung von Geldbeträgen sowie zweckdienlichen Gegenständen.
Geldspenden werden auf das Konto „Flieger-Liebesgaben“ bei der Commerzbank erbeten.
Pakete werden entgegengenommen im Hause der Gesellschaft zur Beförderung gemeinnütziger Tätigkeit, Königstraße Nr. 8 und in der Geschäftsstelle Johns. Pr. J. Moller, Israelsdorfer Allee Nr. 13 2.
Der Verwaltungsausschuß für den Lübecker Flugstützpunkt.
Senator Fr. Ewers. Senator Dr. jur. C. Lienau. Generalleutnant……..

Auf der Folgeseite der gleichen Ausgabe dann diese Anzeigen:

Also auch zu der unsäglichen Zeit von Giftgaseinsätzen und todbringenden Grabenkämpfen fand man in der Heimat Zeit, sich bei einem „Bunten Abend“ zu amüsieren.


Gefunden bei dem elterlichen Nachlass, die Original-Erstausgabe der Lübecker Nachrichten vom 01.01.1946. 4 Seiten umfasste die Zeitung.

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